Das Ziel

Das bin ich

Ich darf, aber ich muss nicht


Der Weg zum Ziel – oder
Was mache ich nach der Pensionierung?

Jeder sollte sich darüber Gedanken machen

Was mache ich, wenn ich pensioniert bin?

  • Was wollte ich schon immer machen das mich begeistert, hatte aber nie richtig die Zeit, es auszuleben?
  • Was hat mich in all den Jahren immer wieder verfolgt?
  • Will ich was machen, was auf meiner beruflichen Tätigkeit aufbaut oder möchte ich etwas konträres machen?


Es gibt so vieles, was ich im Leben gemacht habe – meine Berufslehre im Detailhandel, Handelsdiplom mit Abschluss EFZ und Informatik-Studium. Gefolgt von 14jähriger Arbeit in einem Grafikstudio mit Druckvorstufe, wo ich den Umgang mit Photoshop gelernt habe, parallel dazu die Privatpiloten-Ausbildung und Studium zum Werbeassistenten.
Wechsel in die pharmazeutischen Industrie im Supply Chain Management für ein Projekt in der Druckvorstufe, später SAP Projekte und operative Projekte als Business- und Systemanalytiker.

In dieser Richtung wollte ich nicht mehr tätig sein. Es sollte nichts mit reiner Logik und Analyse zu tun haben, mehr mit Gestaltung und Gefühl .

Ende 2015 viel meine Entscheidung auf das Fotografieren. Die Faszination, die Welt so zu zeigen, wie ich sie sehe, die schönen Details zu zeigen, wo die meisten Menschen daran vorbei gehen, ohne sie zu sehen, meine gestalterische Freiheit in Photoshop auszuleben. Motivation ist die Zeit zu haben, das alles auch richtig und im Detail umzusetzen. Die Freiheit zu haben, es so zu machen wir ich will, ohne wirtschaftliche Abhängigkeit.

Der Anfang vom Weg war im März 2016, wo ich mich dazu entschieden habe, für meine Canon 6D Mark I ein vernünftiges Objektiv zu kaufen. Doch aus dem Objektiv wurde nichts – im Geschäft habe ich mich für die spiegellose Variante von Olympus entschieden, die E-M5 Mark I. Mich hat damals die kompakte Form und das leichte Gewicht überzeugt, ohne mehr von der Technik zu wissen oder besser gesagt – zu verstehen.

Zu Beginn war ich sehr begeistert von dieser Kamera – klein, leicht und handlich. Nachts zu fotografieren, Sternenhimmel oder ein Blitz einzufangen – kein Problem. Mit dem entsprechenden Program einfach drauf halten und am Bildschirm schauen, wie sich das Bild entwickelt, um den Prozess im richtigen Moment zu stoppen. Fertig!

Die Olympus war im gleichen Jahr auch bei meinem Aufenthalt in Hong Kong und in Rom dabei. Es ist dabei zu erwähnen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nur “geknipst” habe (aus heutiger Betrachtung). Auf dieser Reise lernte ich auch das gering Gewicht der Olympus schätzen.

Erste Zweifel sind mir im Herbst anlässlich einer Aufnahme in Basel gekommen. Ein Bild, das ich von der Pfalz in Richtung Novartis Campus aufgenommen habe. Blende 10, um auch eine gewisse Tiefe im Bild zu haben. Das Ergebnis war aber enttäuschend, da im Hintergrund die Beugungsunschärfe voll zugeschlagen hat. Varianten mit unterschiedlichen Blenden haben auch kein wesentlich besser Ergebnis gebracht. Da war ich mir von der Canon 6D eine andere Qualität gewohnt.
Die nächste Enttäuschung folge am Weihnachtsmarkt. Ich wollte ein Bild einer Kugel am Weihnachtsbaum erstellen und das Gebäude vom Lohnhof in der Unschärfe verschwinden lassen. Also Blende voll auf – aber das mit der Tiefenschärfe wollte nicht so wirklich funktionieren. Auch hier habe ich Ergebnisse von der 6D im Kopf gehabt und habe mir schon überlegt, ob ich das Fotografieren derart verlernt habe. Ich war voller Zweifel.

Ein weiterer Anlauf anlässlich der Basler Fasnacht 2017. Mit dem Wissen, dass es mit der Olympus einfach ist, auch bei wenig Licht zu fotografieren, habe ich mich 2017 auf den Weg gemacht, um tolle Bilder der Fasnacht mit nach Hause zu bringen. Soweit der Plan.
Die Realität war aber ganz gegenteilig. Die Kamera war in den relativ dunklen Gassen in Basel gar nicht fähig, den Fokus auf sich bewegende Menschen schnell genug zu erfassen. Der Versuch, den Fokus manuell einzustellen war auch nicht erfolgreich, da auch das einen Moment dauerte. Als ich dann den Fokus hatte, war das Motiv weg!
Letztendlich bin ich mit einem Zufallstreffer nach Hause gekommen, musste jedoch auf ISO 1600 gehen, was wiederum ein starkes Rauschen verursachte.

Um meine Zweifel zu beseitigen kam ich zur zweiten wichtige nEntscheidung. Ich habe mich für einen “Grundkurs Fotografie” angemeldet – ein Kurs für Anfänger. Ich wollte damit herausfinden, ob mein Wissen über Fotografie überhaupt richtig ist.
Gleichzeitig habe ich hinterfragt, was ich da eigentlich in den Händen halte. Dabei habe ich mich mehr um die Technik – vor allem den Sensor gekümmert. Crop-Faktor, Bildausschnitt und Objektiv wurden das Thema. Als Ergebnis kam die Erkenntnis, dass der Vergleich mit der Canon 6D gar nicht funktionieren kann. Ein MFT Sensor mit den Abmessungen 17.3 x 13 mm kann mit einem Vollformat nicht mithalten.
Es fand zur gleichen Zeit im Anfängerkurs auch die Bestätigung, dass ich die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Blende und Tiefenschärfe, dem Spiel von Blende, Zeit und ISO richtig verstehe.

Somit kam die Überlegung, eine neue Kamera zu kaufen. In meinem Pflichtenheft stand:

  • kein Kompromiss in Bezug auf Qualität – Gewicht ist kein Ausschluss-Kriterium
  • Vollformat-Sensor
  • Hersteller muss qualitativ hochwertige Objektive haben
  • Hersteller muss gut Vertreten sein (kein Nischenprodukt)
  • Verschlusszeit bis zu 1/8000
  • Einfache Haptik (die wichtigsten Einstellungen an Knöpfen, nicht nur im Menü)

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Canon 5D Mark IV zu einem guten Preis angeboten. Ich habe mir die Kamera im April 2017 genauer angeschaut.
Bei einem ersten Gespräch beim Fachhändler, wo ich meine Probleme mit der Olympus schilderte, gab mir der Verkäufer zur Antwort:

“Das Problem ist einfach zu beheben, schauen Sie einfach nicht so genau hin”

Aber ich wusste, das muss es sein – eine Vollformat ohne Kompromisse.
Vor dem Kauf – diesmal war es ein anderer Verkäufer – und wir sind heute noch befreundet – hat er mich gefragt:

“Haben Sie denn die Fähigkeiten, das auszuschöpfen, was die Kamera leisten kann?”

Provoziert und Motiviert durch diese Äusserung war es klar, jetzt entweder richtig los legen oder nie mehr fotografieren!

“Der Kauf der Olympus war keine Fehlentscheidung, sonder ein wichtiger Schritt in meiner Entwicklung”


Der Lehrgang – er dauerte 6 Monate – war sehr hilfreich. Zum einen wurde mein bisheriges Wissen bestätigt, zum anderen habe ich auch noch neues Dazu gelernt, wie zum Beispiel das Thema “Bildgestaltung”.

Nach dem Grundkurs habe ich mir die Zeit genommen, mich selbstständig weiter zu entwickeln. Hauptquelle dafür war das Internet. Ich habe Themen wie “Fokus-Stacking”, “Langzeitbelichtung bei Tag und Nacht” und “Einsatz von ND-Filter” erlernt und umgesetzt.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ein “nicht Blitzer”. Im August 2017 besuchte ich die Fotografie 17 in Basel. Als Gastreferent war Christian Anderl eingeladen und bot einen kurzen Workshop über Blitzen an.

Seine erste Frage war, wer sich im folgenden Zitat erkennt:

“Ich brauche kein Blitz, ich bin low light Fotograf”

Christian erwähnte, dass das für viele Zutrifft, die schlicht angst vor dem Blitzen haben, da sie die Technik nicht verstehen. Und ja, ich habe mic erkennen können.

Christian hat mir und weiteren Teilnehmern innert einer Stunde so viele Basics zum Blitzen erklären können, dass ich mich auch mit diesem Thema auseinander setzte und später meinen ersten Blitz kaufte. Heute ist – wo immer ich mit der Kamera hingehe, mindestens ein Blitz dabei.

Wie mehr ich das rundherum um das Fotografieren zu verstehen lernte, umso mehr machte es jetzt so richtig spass. Leider – aus beruflichen Gründen, noch immer mit viel zu wenig Zeit, um wirklich in die Tiefe einzusteigen. Aber immer noch mit dem Ziel, das Fotografieren als meine Haupttätigkeit nach meiner Pensionierung auszuüben.

Nach wie vor war es mein Ziel, mit erreichen des Pensionsalters ein Diplom in den Händen zu haben, das meine Fähigkeiten belegt. Bisher habe ich mir aber zu diesem Detail noch keine Gedanken gemacht.

Das änderte sich jedoch ende Januar sehr schnell, als mir am 28. Januar mitgeteilt wurde, dass ich wegen Reorganisation ende Juli 2019 in Frühpension gehen muss.

“Jetzt ist es also soweit, jetzt muss ich handeln”. Das waren meine ersten Gedanken. Meine Entscheidung viel auf ein CAS-Studium (Certificate of Advanced Studies) mit einem Diplomabschluss nach zwei Jahren. Der Start vom Studium war im September 2019.
Beruflich kam es dann doch etwas anders als geplant. Ich durfte noch wegen einem Projekt bleiben und wurde auf den 1. Februar 2021 pensioniert. Das Timing war für mich perfekt, da im März das dritten Semester – das Semester der Diplomarbeit – anfing. Somit konnte ich meine volle Konzentration auf die Diplomarbeit legen.

Der Anspruch an mich selbst und an meine Arbeit ist während dem Studium mit dem Lernerfolg gewachsen. Nicht zuletzt konnte ich mein bisheriges Wissen in Fotoshop anwenden und an konkreten Beispielen weiter entwickeln. Ein Teil meiner Diplomarbeit ist von Photoshop geprägt.

Das Diplom habe ich im Oktober 2021 mit Auszeichnung bestanden.

Heute befinde ich mich als Fotograf in einer sehr guten Position. Ich bin wirtschaftlich nicht davon abhängig, zu fotografieren was Geld erzeugt, sonder so zu fotografieren, wie ich die Welt sehe und umsetzen, wie es mir persönlich gefällt. Ich bin befreit vom kommerziellen Zwang. Daraus kann neues entstehen.

Ich bin kein Profi-Fotograf
Ich bin ein Fotograf, der mehr weiss als ein Knipser
Ich bin im “nie endeten Prozess” der Entwicklung
Ich bin erst am Anfang aber noch lange nicht fertig

Oder um es in den Worten von meinem Fluglehrer zu nenne, als er mir die Pilotenlizenz überreichte:

Hier hast Du die Fluglizenz.
Jetzt kannst Du anfangen, fliegen zu lernen

rudolf klemm

Hinweis, bevor der “Shit-Storm” los geht.
Die Olympus E-M5 ist eine gute Kamera, sie kann sehr viel und sie kann sehr viel sehr gut. Es kommt einfach darauf an, was das Ziel des Fotografen und die Weiterverarbeitung der Bilder ist. Ich fotografiere Hochauflösend und drucke meine Bilder in A2 oder grösser als “Fine-Art” Bild. Für diese Verwendung ist die Olympus eher nicht geeignet.
Was ich hier geschrieben habe, deckt lediglich meine persönlichen Bedürfnisse ab, hat aber kein Anspruch auf allgemeine Gültigkeit!

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